27.Januar: In meiner Badewanne taucht heftig unmotiviert ein schlichter Holzkeil auf. Ich ignoriere ihn.
28.Januar: Beim Kuchenbacken entdecke ich in der Mehltüte fünf weitere Holzkeile. Ignorieren geht nicht mehr ! Ich tadle sie mit ernster Miene: "Ach, da dürft ihr euch aber nun wirklich nicht verstecken!".
2.Februar: Nach dem Studium einschlägiger Literatur identifiziere ich die scheinbaren Holzkeile als außerirdische Lebensform.
3.Februar: Ab und zu verändern die Extraterristen schlagartig ihre Positionen. Schwupp, vom Sessel auf die Fensterbank und so. Das ist aber eigentlich auch schon alles, was sie können.
4.Februar: Der Wissenschaftler in mir erwacht. Experiment 1: Ich lege die Holzkeile vor einen Kurzwellenempfänger. Alle Frequenzen werden durchgetestet. Die Außerirdischen scheinen keine der Erdensprachen zu verstehen. Nur bei der englischen Independent-Hitparade krümmen sie sich knacksend und verlassen schließlich den beschallten Raum, meinen Resopalküchentisch, panikartig. Keine Kulturpessimisten! Stunden später entdecke ich vier von ihnen in einem Packet Feinwaschmittel; die beiden anderen kauern verängstigt in einer Milchtüte.
5.Februar: Die Experimente 2-4, nämlich Einweichen in Bacardi, Besprühen mit Sidolin streifenfrei und exzessives Draufpissen mit Jugendbewegungen bringen keine neuen Erkenntnisse.
7.Februar: Nach der Lektüre mehrerer äußerst schwer rezi- und kapierbarer Enzyklopädien über Ethik werfe ich schließlich einen Keil in den Ofen. - Ein Geschrei, kann ich ihnen sagen!
8.Februar: Die verbliebenen 5 Keile verhalten sich wie gewöhnlich. Befund: Die vorliegende außerirdische Spezies ist offenbar unterentwickelt und zu keiner signifikanten Trauerarbeit fähig.
9.Februar: Sie sind weg. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas enttäuscht.
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