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Kurzweiliges - Geschichten gegen den Alltag



Geschichten

Folge 011: Licht

von Paul Deutz

Ich habe so etwas schon oft gesehen. Menschen, die sich zu spät zwischen den Glasfassaden der Wolkenkratzer herumgetrieben haben. Lange nachdem die Lichter in den Gebäuden auf ein dunkelrotes Glühen reduziert wurden, die Stadt für ein paar Stunden in Blut tränken, um anschließend wieder gleißend weißes Licht zu verbreiten. Ein Licht so gnadenlos hell, daß einige es nicht ertragen - sich nicht darin ertragen. Ihre Abbilder in den Spiegeln, ihre Häßlichkeit bis hinein ins Innerste entblößt. Sie lieben es in dem Rot der späten Stunden zu taumeln. Eigentlich wissen sie, daß sie dort nichts verloren haben. Eigentlich dürfen sie sich nicht wundern, wenn ihre Körper leblos auf dem Asphalt liegen - aber ihre Augen haben immer den selben überraschten Ausdruck. Ich sammle sie auf, bringe sie in die Katakomben unter der Stadt, wo sie eingeäschert werden. Unzählige, Leichen - lächelnd, wissend, daß sie schön sind - immer.

(147 Wörter - Sommersemester 99)

Kommentare

obar75 (Homepage)

am 21.02.2005 um 13.56 Uhr

diese geschichte hinterlässt heftige morbide bilder im kopf, ist echt gut.

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