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Kurzweiliges - Geschichten gegen den Alltag



Geschichten

Folge 028: Schneesturm

von Fern Mazur

Ich schlittere über die Straßen, quer durch das Stadtzentrum. Ich habe den Dreh inzwischen ganz gut raus, im Gegensatz zu den Kerlen da hinten, die sich ständig gegenseitig runterreißen. Ich komme an der Kirche vorbei, deren Ornamente mit Eiszapfen behangen sind. Ich breche mir einen besonders großen Eiszapfen ab und fange an, eine kleine Skulptur daraus zu formen: Atlas, wie er die Weltkugel trägt, die ich in künstlerischer Freiheit durch einen Schneeball ersetze. Ich stelle meinen kleinen Atlas auf die oberste Stufe und rutsche weiter. Ein Priester hängt sich an meinen Mantel und läßt sich mitnehmen. Fast haben wir es geschafft eine Figur zusammen zu tanzen, als wir am Amtsgericht vorbeikommen, wo er mich verläßt, um aus der Kirche auszutreten. Ich öffne meine Augen ein Stück - rot wie Blut, weiß wie Schnee. Etwas benommen sehe ich zu, wie sich Blut und Schnee vermischen. Jemand fasst mir unter die Arme und zieht mich auf meine Beine. Mein Steißbein schmerzt und Blut läuft von der Platzwunde an meinem Kopf runter. Ich blicke zu der Kirche, die Stufen hinauf, wo Atlas steht und grinst.

(182 Wörter - Sommersemester 00 - 06.07.00)
(Wetterbericht, Teil 3)

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