Kein Strom mehr. Schon das dritte mal in diesem Jahr. Keine Möglichkeit mehr, sich abzukapseln, das Radio aufzudrehen, bis man sie nicht mehr hört, ihren Geruch mit dem von Toast zu übertünchen. Ich weiß, daß ich es nicht kann. Ich kann nicht hier sitzen, im Dunkeln und sie wahrnehmen. Ich rieche den Schweiß, den alkoholbehafteten Atem und höre das teils rhythmische Klopfen an der Wand zu meiner linken und sehe sie automatisch vor mir. Ich höre die Stöckelschuhe über mir nervös hin und her laufen, ich weiß genau, sie sucht ihre Strümpfe - parfümierte Strümpfe, sie liegen hinter dem Sofa. Soll ich dir sagen wo sie liegen, mein Liebling? Der Geruch von Blut zieht sich unter dem Türspalt hindurch, und berührt sanft mein Bein. Ein Medikamentenschrank wird geöffnet, die alte Frau unter mir entfernt die Schutzfolie von ihrem Pflaster. Laß uns nachsehen, wie es ihr geht. - flüstert mir ein kleines Blutkörperchen in mein Ohr. Ja, laß uns mal nach unten gehen. Sie hat bestimmt Toast, ich habe das im Gefühl - und einen Dauerauftrag für ihren Strom.
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