Alles fing damals mit Walter an. Walter war mit Abstand das hässlichste Stück Mensch, das uns in unserer Kindheit unter die Augen gekommen ist. Schiefer Gang, krummer Rücken, eine ständig triefende Nase. In der Pubertät wurde alles nur noch schlimmer. Sein Gesicht verwandelte sich in so eine Art Matsche. Vielleicht hätte man noch etwas retten können, aber seine Eltern waren gottesfürchtige Leute und ließen den Dingen ihren natürlichen Lauf. Aber uns war irgendwie klar, dass das so nicht weitergehen konnte. Also schlossen wir eine Art Pakt. Karsten ging in die Schönheitschirugie. Beate studierte Biologie, Liz Kunst und Design. Patrick entschied sich für eine Laufbahn beim Militär, und ich ging zur Polizei. 13 Jahre nach unserem Pakt lauerten wir Walter in der Dunkelheit auf, verschleppten ihn zu Karstens Wohnung und machten uns über seinen zerschundenen Körper her. Leider reagierte Walter allergisch auf das Anästhetikum und wachte nie wieder auf. Wir waren danach ein paar Wochen lang deprimiert, die ganze Arbeit war für die Katz gewesen. Aber schliesslich kamen wir zu dem Schluss, dass der Rest der Aktion im Grunde genommen ganz gut gelaufen war. Und wir beschlossen, unsere Mission fortzusetzen.
Die Frau hörte endlich auf zu zappeln. "Mann, pass gefälligst besser auf! Sie hat dir fast die Maske vom Gesicht gerissen!" beschwerte sich Patrick. Er nahm das Tuch vom Gesicht der leblos wirkenden Frau. Ich nuschelte eine Entschuldigung und nahm ihre Beine, um sie in den Lieferwagen zu tragen. Selbst wenn sie mich gesehen hatte, was würde es schon ausmachen? Nach dem Eingriff würde sie sich sicher nicht beschweren. Schlimmer konnten wir es wohl kaum machen.
eine krasse phantasie muss man haben, für diese geschichten. respekt.
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